Ein Gastaufenthalt der besonderen Art – 15-jährige Inga aus Island nimmt am Unterricht der Gesamtschule teil
Inga Rós Suska, die auf Island geboren und aufgewachsen ist, kennt Deutschland und sie kennt Bad Driburg: Ihre Mutter ist in Bad Driburg geboren, ihr Onkel wohnt immer noch hier und ihre Oma lebt in Altenbeken: So kamen Anfang des Jahres die ersten Überlegungen nach einem verlängerten Aufenthalt in der Heimat ihrer Familie auf: „Es war meine Mutter, die mich auf die Idee brachte“, erzählt Inga. „Sie ist selbst Lehrerin und fragte meine Lehrer, ob ich überhaupt für 3 Monate in Deutschland zur Schule gehen könnte“, so Inga. Doch die isländischen Kollegen gaben sofort grünes Licht und auch die Gesamtschule war sofort bereit, Inga aufzunehmen und in einer 10. Klasse am Unterricht teilnehmen zu lassen. So hatte Inga Anfang August ihren ersten Schultag. „Es war ein komisches Gefühl, alles war anders: Die Schüler, die Lehrer, das Gebäude, der Unterricht, einfach alles“, erinnert sich die junge Frau an ihre ersten Eindrücke. Hinzu kamen noch sprachliche Probleme: „Deutsch lesen und schreiben fallen mir noch sehr schwer. An das Sprechen habe ich mich mittlerweile gewöhnt,“ berichtet Inga fast akzentfrei. Sie sei sehr herzlich aufgenommen worden und zeigt sich von der Gastfreundlichkeit ihrer Lehrer und Klassenkameraden begeistert: „Jeder hat mir immer geholfen, wenn ich mal etwas nicht wusste, was am Anfang öfters der Fall war.“ Während sie in Religion und Mathe per Tablet am isländischen Unterricht teilnahm, wurde Inga in allen anderen Fächern an der Gesamtschule unterrichtet. Dass nicht nur unterschiedliche Kulturen aufeinander treffen, sondern auch ganz unterschiedliche Schulsysteme, wird besonders deutlich, als Inga den isländischen mit dem deutschen Schulalltag vergleicht. Ihre Schule auf Island ist einzügig und hat insgesamt rd. 140 SchülerInnen. Die Klassenstärke ist mit 14 Personen nur halb so groß und jeder kennt jeden, was daran liegt, dass auf Island alle Schüler von der 1. bis zur 10. Klasse zusammen bleiben und erst danach, je nach angestrebtem Schulabschluss, die Schule verlassen oder wechseln. „Wir sind fast alle befreundet“, erzählt Inga stolz. Das sei ein schönes und vertrautes Gefühl und dadurch dass die Altersstruktur infolgedessen sehr heterogen ist, befinde sich ein großer Spielplatz auf dem Schulgelände, mit Schaukeln, die auch von älteren Schülern gerne genutzt würden, gibt Inga schmunzelnd zu. Die Differenzierung in Grund- und Erweiterungskurse ist ihr fremd. „Wir sind alle in einem Klassenraum und bleiben es auch. Ich kenne das nicht, dass man die Räume wechselt. Auch die Lehrer kommen zu uns“, ähnlich wie es in Deutschland in der Grundschule der Fall ist. Dadurch sei der Schulalltag insgesamt ruhiger. Zum Stichwort Digitalisierung fügt sie hinzu „Jeder Schüler hat einen eigenen Schul-PC, der in der Schule verbleibt. An ihm bearbeiten wir fast alle gestellten Aufgaben, auf Papier wird nicht mehr viel geschrieben, außer Test oder Klassenarbeiten. Das ist hier anders“, zieht Inga den Vergleich. „Das Schulnetz können wir auf dem Handy nutzen, mit dem wir in der Pause spielen können.“ Ihr Fazit: „Es war eine tolle Erfahrung, auch mal eine andere Schule in einem anderen Land kennenzulernen. Man lernt, dass die eigene Kultur längst nicht alles ist. Ich werde viele Eindrücke und Erfahrungen mit nach Island nehmen.“ Der nächste Aufenthalt in Deutschland steht schon fest: „Nächstes Jahr fahre ich zu meiner Oma, aber nur um Urlaub zu machen“, fügt sie augenzwinkernd hinzu.